Potsdamer Kinder bleiben länger in der Kita PNN (Quelle: pnn.de)
Die Zahl dieser sogenannten Rückstellungen ist in den vergangenen Jahren in Potsdam gewachsen. Das zeigt jetzt eine Aufstellung des Bildungsministeriums, die der Landtagsabgeordnete Steeven Bretz (CDU) mit einer Kleinen Anfrage angefordert hat.
Demnach lag der Anteil der Kinder, die in ihrer Altersklasse zurückgestellt werden, vor rund zehn Jahren noch bei Werten zwischen sieben und neun Prozent – Mitte 2016 und Mitte 2017 lagen die Werte bei 14,2 und 12,3 Prozent. In absoluten Zahlen betreffe das rund 220 Kinder, die noch ein Jahr länger in die Kita gehen.
Unsere Pressemitteilung zum Thema sowie die Antwort der Landesregierung finden Sie unter "mehr".
Verweisen möchten wir vor allem auf die Antworten zu den Fragen 1, 2, 3, 4, 5 und 6:
Zu Frage 1: Die Zahl der Zurückstellungen von schulpflichtigen Kindern im Grundschulalter im Schuljahr 2008/2009 in der Landeshauptstadt Potsdam lag bei 127 (9,4 %) Schülerinnen und Schülern und im Schuljahr 2017/2018 bei 220 (12,3 %) Schülerinnen und Schülern.
Zu Frage 2: (…) Die folgenden Abbildungen zeigen die einzelnen Zurückstellungsgründe in der Häufigkeit der Nennungen. Den Schwerpunkt bilden dabei die geistigen Fähigkeiten, zu denen Konzentration, Ausdauer und der Wissensstand zu zählen sind.
Zu Frage 3: Die Quote der Zurückstellungen in der Landeshauptstadt Potsdam im Schuljahr 2017/2018 liegt mit 12,3 % unter dem Landesdurchschnitt von 15,8 %. Die Spannweite der Zurückstellerquote in den kreisfreien Städten liegt zwischen 9,3 % und 17,9 %.
Zu Frage 4: Eine Zurückstellung vom Schulbesuch hat individuelle Gründe. Kinder entwickeln sich unterschiedlich und werden mit verschiedensten Ständen der Kompetenzentwicklung in die Schule aufgenommen. Dem für Schule zuständigen Ministerium liegen keine Erkenntnisse darüber vor, ob und wie zurückgestellte Kinder die Heterogenität in der Schuleingangsphase verändern.
Zu Frage 5: Es handelt sich hierbei um ein generelles Problem, dass in der Stadt Potsdam nicht genug Kita-Plätze zur Verfügung stehen. Seit der Inkraftsetzung des Brandenburgischen Schulgesetzes 1996 besteht die Möglichkeit einer Zurückstellung der Kinder vom Schulbesuch. Eine Zurückstellung erfolgt dann, wenn zu erwarten ist, dass das Kind nicht mit Erfolg am Unterricht teilnehmen kann. In der Landeshauptstadt Potsdam ist die Entwicklung der Zurückstellerquote bekannt. Daraus kann abgeleitet werden, dass auch die Folgen aus dem zu Frage 1 benannten Schreiben des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport vom 29.11.2013 und die daraus resultierende Änderung der Grundschulverordnung durch die Stadt Potsdam abschätzbar waren. Sie hatte, wie alle Träger der Kindertageseinrichtungen, immer bei der Kita-Bedarfsplanung die möglichen Rücksteller zu berücksichtigen.
Zu Frage 6: (…) Es ist nicht zu erwarten, dass die Eltern mit Blick auf das Kindeswohl nun häufiger Zurückstellungsanträge stellen werden, nur weil das letzte Kita-Jahr vor der Einschulung beitragsfrei geworden ist.
Hierzu von mir folgendes Statement: „Die Antwort der Landesregierung zur Einschulung von Grundschülern in Potsdam lässt aufmerksam werden. Die Zahl der Rückstellung von Grundschülern ist in Potsdam in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen - von 127 Kindern im Schuljahr 2008/2009 auf 220 im Schuljahr 2017/2018. Im Schuljahr 2016/17 waren es sogar 256 zurückgestellte Grundschüler. Die Landeshauptstadt liegt mit einer Quote von 12,3 % zwar noch unter dem Landesdurchschnitt von 15,8%. Die Steigerung überrascht trotzdem.
Als Gründe hierfür nennt die Landesregierung an erster Stelle den Aspekt „Konzentration, Ausdauer und Wissensstand“, an zweiter Stelle „Sprechen und Sprachdefizit“ und an dritter Stelle „sozial/ emotionale Entwicklungsverzögerung“. Die Landesregierung bewertet diese Bestandsaufnahme nicht, sie spricht nur allgemein von „individuellen Gründen“ für diese Rückstellungen. Anlass zur Sorge sieht sie offenbar nicht.
Zu den Auswirkungen der zahlreichen Rückstellungen auf die bereits angespannte Kita-Platz-Situation in Potsdam erklärt die Landesregierung mit Kritik an der Stadt, die Zahl der Zurückstellungen sei bekannt, die Folgen „abschätzbar“. Darauf müsse sich Potsdam eben einstellen, heißt das wohl übersetzt. Diese Kritik ist allerdings billig!
Dass Eltern das neu eingeführte beitragsfreie letzte Kita-Jahr durch eine Rückstellung ihres Kindes auf mögliche zwei Jahre strecken werden, verneint die Landesregierung. Woher sie diesen Optimismus nimmt, bleibt unklar.
Welchen zusätzlichen Herausforderungen sich die Stadt Potsdam in den nächsten Jahren stellen muss, zeichnet sich allerdings deutlich ab. Das Land darf die wachsende Landeshauptstadt mit dieser großen Aufgabe nicht allein lassen. Was bedeutet es für die Kita-Platz-Versorgung, wenn bereits die Anzahl zurückgestellter Kinder so groß ist, um zwei Potsdamer Kindergärten zu belegen? Und was nützt schließlich ein kostenloser Kita-Platz, wenn er gar nicht vorhanden ist? Hier ist die Landesregierung gefragt, die LHPotsdam stärker zu unterstützen – im Sinne der Eltern und Kinder.“
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